Geteiltes Leid
Zu später Abendstunde
Saß noch ein Vogel hier,
Er weilte auf der Birke,
Ein rätselhaftes Tier.
Er wollte mir nicht singen,
Nicht mal ein Abendlied.
Drum bat ich ihn: „Erzähle
Was deine Seele sieht.“
„Ach“, sagte da der Vogel,
„Ich bin des Singens müd’,
Weil keiner Beifall spendet,
Kein Herz vor Freude glüht.“
„Nun höre, kleiner Vogel,
Mein Lied sing’ ich dir nun;
Das Lied der trüben Wahrheit,
Das Lied von meinem Tun.
Ich sitze oft am Fenster
Und schaue in die Welt,
Ich schreibe und ich träume,
Doch niemand, dem’s gefällt.
Sag doch: Ist das nicht traurig?
So sinnlos mein Gedicht.
Nur einer, der es hör’n will:
Ein Tier, das zu mir spricht.“
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