Sonntag, 28. Februar 2016

Oh please, I'm in love

Schnee fällt geräuschlos zu Boden. Die Luft ist still. Es ist kalt und klar, die Welt wird rein.
Die Frau sieht aus dem Fenster und denkt nach, der Schnee ist eine Maske.
Langsam beginnt sie sich zu fragen, warum passiert, was passiert. Sie findet keine Antwort, doch vielleicht mag das genügen. Denn Antworten sind nicht immer das, was wirklich gesucht wird, wenn eine Frage gestellt wird. Alles hat tausend Bedeutungen.
Es wird warm, innen. Die Heizung rauscht, draußen ist nichts zu sehen außer endlosem Weiß. Auch in ihrem Herz wird es wärmer, während sie nach draußen starrt.
Sie hat gelernt, den Schnee nicht mehr verächtlich als eine Art Täuschung zu betrachten. Er ist was er ist. Und auch sie ist, was sie ist. Nicht mehr. Nicht weniger. Sie ist nur Moment. Augenblick. Weder gut, noch böse, weder richtig, noch falsch. Alles ist, wie es ist. Die Liebe, die sie in der Brust spürt, ist einfach da, und auch der Schmerz, der damit einher geht.
Sie wird sich nicht länger selbst täuschen. Sie wird aufrichtig sein. Zumindest wird sie es versuchen und das ist doch schon eine ganze Menge.
Es wird still in ihrem Innern. Der Kampf ist vorbei. Sie hat ihn aufgegeben und ihn damit gewonnen. Der Kampf darum, gut zu sein, rein zu sein wie der Schnee, kalt zu sein und allein, wie ein Kreuz, das hoch oben auf einem unendlichen Berg thront. Dies ist nun nicht mehr nötig.
Und während sie sich all dessen bewusst wird, sieht sie ihre Reflektion in der Fensterscheibe. Sie ist ein Mensch. Sie ist Schnee. Sie ist die Erde, die sich darunter verbirgt. Sie ist Kälte und Wärme, Luft und Staub, Schmutz und Wasser, sie ist alles, sie ist nichts. Sie ist Liebe und Hass, Demut und Güte.
Sie lächelt.

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